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Christa Lieb – Autorin

Lesefrüchtchen

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»Winkelzüge« – Teil 2 
Teil 1 siehe »Lesefrüchtchen« August

WinkelzügeBei der Vereinigten Union bekam der zuständige Sachbearbeiter den Schadensfall auf den Tisch und unterzog ihn einer gründlichen Prüfung. Gernot und Rita Ziegler waren für ihn keine Unbekannten. Vor Jahren hatte das Ehepaar eine Lebensversicherung über eine beachtliche Summe abgeschlossen und vor gut einem halben Jahr noch einmal aufgestockt. Klaus-Peter Pfeiffer kam ins Grübeln. Der Sache wollte er auf den Grund gehen. Fünf Millionen waren schließlich kein Pappenstiel. Er griff zum Telefon. »Pfeiffer hier. Guten Tag, Herr Hornung. Ich habe mal wieder einen Auftrag für Sie.«

Walter Hornung machte sich auf die Suche nach Spuren. Er durchwühlte das Leben der Zieglers und wurde bald fündig. Zahlungsschwierigkeiten. Drohende Insolvenz. Windige Geldgeschäfte. Als ihm die Bank die Summe nannte, mit der das Ehepaar bei ihnen in der Kreide stand, pfiff er leise durch die Zähne. Hatte sich Ziegler etwa das Leben genommen, um seiner Frau eine sorgenfreie Zukunft zu ermöglichen? Selbstmord. In diesem Fall wäre die Versicherung aus dem Schneider. Als er Pfeiffer seine Erkenntnisse mitteilte, nickte der zufrieden und diktierte seiner Sekretärin einen negativen Bescheid in die Tastatur.

Hauptkommissar Dieter Berg hatte inzwischen den Fall auf dem Tisch. Nachdem zuerst die Vereinigte Union und dann Walter Hornung mit Nachdruck nach den Ermittlungsergebnissen im Fall Ziegler gefragt hatten, wollte auch er endgültig Gewissheit haben. Vielleicht steckte doch mehr hinter der Sache. Er sorgte dafür, dass der kriminaltechnische Dienst die Möwe II noch einmal gründlich unter die Lupe nahm. Als der Bericht vorlag, schloss er guten Gewissens Mord aus. Keinerlei Spuren deuteten auf ein Gewaltverbrechen hin. Ein erneutes Gespräch mit den Schweizer Kollegen ergab, dass auch dort seit dem Unwetter noch immer keine Leiche an Land gespült worden war. Gernot Ziegler blieb verschwunden. Berg kam zu der Überzeugung, dass der einem tragischen Unfall zum Opfer gefallen sein musste. Er schloss die Akte und schickte seinen Abschlussbericht an die Versicherung.

Acht Monate nach dem Unglück schickte Pfeiffer zähneknirschend einen Scheck an Rita Ziegler. Gleichzeitig beauftragte er Hornung, die Frau noch eine Weile im Auge zu behalten.

Fortsetzung folgt …

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Autor: Christa Lieb

 

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