schreib(t)räume

Christa Lieb – Autorin

20. September 2024
von Christa Lieb
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Zerfall

 

 

Seit Jahren sehe ich diesem Baum beim Sterben zu. Bisher hat er mich in jedem Frühjahr mit voller Blüte überrascht. So auch in diesem Jahr. Ich bewundere seine Zähigkeit. Doch jetzt hat wohl der letzte Gewittersturm seinen endgültigen Niedergang eingeläutet. Der Zerfall ist nicht zu übersehen. Traurig, aber der Lauf des Daseins.

Christa Lieb ©

 

7. September 2024
von Christa Lieb
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Lichtblick

Wow, wer hätte das gedacht. Endlich ist einer der Knoten geplatzt.

Neulich habe ich meiner Enkelin erklärt, dass man zur Verfügung stehende Zeit nur einmal nutzen kann. Nun musste ich mich entscheiden – und es ist mir nicht leichtgefallen.

Meine Wetter-App deutete an, dass heute wohl der letzte Sommertag zu genießen war. Solle ich also in den Garten gehen? Zu warm. Mich mit einem Buch in den Schatten setzen? Vielleicht. Doch halt! Wie wäre es mit Schreiben? Mister Zweifel wollte schon loslegen; mir erklären, dass das aus diesem oder jenem Grund eh nichts bringt, und schon hatte ich meinen Laptop vor mir.

Es war eine gute Entscheidung.

Ich bin vorangekommen, habe endlich eine klare Vorstellung, wie die Geschichte ablaufen soll, habe eine Kapitelgliederung, mit entsprechenden Schlagwörtern erstellt. Darauf lässt sich aufbauen.

Mittlerweile ist die Sonne fast untergegangen, ich schaue aus dem Fenster und spüre ein leichtes Bedauern. Aber auch ich muss akzeptieren, dass man jede Stunde nur einmal nutzen kann. Und ich habe sie heute fürs Schreiben genutzt. Und das war gut so!

Ich will nicht zu euphorisch sein; vielleicht war es nur wieder eine Eintagsfliege; wie ich es so oft in den letzten Monaten erfahren musste. Letztendlich liegt das an mir selbst. Jetzt, da ich weiß, wie’s ablaufen kann, bin ich auch motiviert. Diese endlosen Sitzungen, mit Blick auf ein leeres Blatt sind frustrierend. Aber wenn die Finger über die Tastatur huschen und dabei etwas Brauchbares entsteht, ist das natürlich erfreulich.

Ich muss mich nur daran erinnern, dass es Ausdauer, Geduld und Willen braucht. Und deshalb werde ich morgen wieder meinen Laptop aufklappen und mein Bestes geben und mich daran erinnern, dass am 07.09.2007 mein erstes Buch erschienen ist. Wenn das kein Ansporn ist 🤗

Christa Lieb ©

28. Mai 2024
von Christa Lieb
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Mitternachtsfunken

Eine wohlwollende Frage meines Mannes hat mich vor einigen Tagen derart getriggert, dass ich kurz nach Mitternacht meinen Laptop nahm, einschaltete, mich einloggte und – ohne groß nachzudenken – los tippte.

Das Ergebnis dieses Mitternachtsfunkens war ein neuer Plot – der dritte oder vierte bei diesem verflixten Projekt (habe aufgehört zu zählen). Jetzt beschleicht mich zum ersten Mal das Gefühl, dass es passen könnte. Die Protagonisten verhalten sich nachvollziehbar, es gibt Spannungsbögen, die eine oder andere überraschende Wendung. Ich bin nun vorsichtig optimistisch, dass es sich irgendwann zu einem Roman mausert.

Es gibt sie also noch, die fiebrigen Schreibmomente, in denen aus einem Gedankensalat brauchbare Sätze werden. Und so schreibe ich – nach alter Manier – hin und wieder der Reihe nach oder (überwiegend) kreuz und quer.

 

 

 

 

 

 

 

 

Fakt ist aber auch, dass die Zeiten, in denen ich stundenlang am Schreibtisch saß und alles um mich herum vergessen habe, wohl passé sind. Sei‘s drum. Das Leben hat noch viele andere Dinge zu bieten.

Dass dieser Flow nicht ganz reibungslos verlief will ich nicht verschweigen:

  • Getriggert los tippen
  • Eine sehr gelungene Szene schreiben
  • Eine verflixt falsche Tastenkombination benutzen
  • Alles futsch, verschwunden, unwiederbringlich

Da konnte auch mein persönlicher IT-Fachmann nichts mehr tun. Nein, ich bin nicht ausgeflippt, sondern habe Contenance bewahrt, mich hingesetzt und versucht, die Szene zu rekonstruieren. Ist mir halbwegs gelungen, aber ich gebe zu, das Original war besser.

Zumindest war mir das Missgeschick (mal wieder) eine heilsame Lehre und hat mir die Erkenntnis gebracht, dass Schreiben weit nach Mitternacht besondere Aufmerksamkeit erfordert.

Christa Lieb ©

22. März 2024
von Christa Lieb
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Verzicht üben …

Fastenzeit. Viele Leute überlegen sich für diese Wochen einen besonderen Verzicht. Sehr beliebt: Keine Süßigkeiten, kein Alkohol, kein Fleisch, kein … Die Listen sind lang.

Auch ich überlege jedes Jahr, welcher Verzicht mir schwerfallen würde. Mir fällt da immer recht wenig ein. Keine Süßigkeiten, kein Alkohol, kein Fleisch – kein wirklicher Verzicht für mich. Schreiben wäre so ein Verzicht, aber kontraproduktiv.

Nun bin ich tatsächlich fündig geworden: Social-Media-Abstinenz. Gesagt, getan. Seit Anfang März kein Blick, keine Aktivität auf Social-Media-Plattformen. Die ersten Tage waren hart. Ständig hatte ich das Gefühl, wichtige Informationen zu verpassen. Nach einer Woche hat sich das aber gelegt. Im Gegenteil: Mir ist bewusst geworden, wie gut mir der Abstand von dem ganzen aufgeregten, toxischen Geplärre tut.

Ich gebe zu, den Austausch mit meinen Schreibkolleginnen und -kollegen vermisse ich, aber alles andere nicht (mehr). Und ich bin überzeugt, dass diese Verzicht-Wochen dauerhafte Auswirkungen auf mein Verhalten haben werden. Ich werde auch danach meine Präsenz massiv reduzieren. Nicht mehr täglich (mehrmals), sondern einmal die Woche soll in Zukunft reichen. Stattdessen werde ich viel mehr Zeit mit sinnvolleren Dingen »verplempern«.

Noch bin ich guter Dinge, dass es mir gelingen wird.

Christa Lieb ©

13. Februar 2024
von Christa Lieb
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Beharrlichkeit

Vor genau 20 Jahren habe ich meinen ersten Schreibkurs absolviert. Seit zwanzig Jahren gehört das (Geschichten)Schreiben zu meinem Alltag. Das hört sich respektabel an – finde ich. Die Suche nach dem richtigen Wort, dem passenden Satz, hat mich mit vielen Gleichgesinnten verbunden. Viele habe ich inzwischen wieder aus den Augen verloren, aber mit einigen verbindet mich noch immer das solide Band der gleichen Interessen.

Diejenigen, die meinen Weg schon längere Zeit verfolgen, wissen, dass ich hin und wieder Durchhänger habe, mit dem Schreiben (und seinen Folgen) hadere, zwischen Aufhören und Weitermachen schwanke. In solchen Momenten wärmt es meine Seele ungemein, wenn eine unerwartete Aufmunterung um die Ecke kommt, verbunden mit dem kleinen Hinweis, dass es den meisten KollegInnen so geht. Danke dafür!

Der Winter neigt sich (hoffentlich) dem Ende zu; die Natur steht in den Startlöchern. Ich gehe wieder öfter durch den Garten und freue mich über jeden kleinen Fingerzeig.

Heute habe ich mir an der Natur ein Beispiel genommen und mir mein aktuelles Manuskript vorgenommen. Es ist schon unverantwortlich lange her, dass ich einen Blick darauf geworfen habe. Was soll ich sagen? An den Problemen, die mich am Weiterschreiben gehindert haben, hat sich nichts geändert. Wie auch! Es gibt viele offene Fragen, Ungereimtheiten, einige Protagonisten und Orte sind mir noch zu fremd etc. … Alles, was zum Schreiben eines Romans eben dazugehört. Dank des kleinen Schubses aus dem Rheinland werde ich versuchen, diese Punkte anzugehen.

Ich halte euch/Sie auf dem Laufenden …

Christa Lieb ©