schreib(t)räume

Christa Lieb – Autorin

28. Mai 2024
von Christa Lieb
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Mitternachtsfunken

Eine wohlwollende Frage meines Mannes hat mich vor einigen Tagen derart getriggert, dass ich kurz nach Mitternacht meinen Laptop nahm, einschaltete, mich einloggte und – ohne groß nachzudenken – los tippte.

Das Ergebnis dieses Mitternachtsfunkens war ein neuer Plot – der dritte oder vierte bei diesem verflixten Projekt (habe aufgehört zu zählen). Jetzt beschleicht mich zum ersten Mal das Gefühl, dass es passen könnte. Die Protagonisten verhalten sich nachvollziehbar, es gibt Spannungsbögen, die eine oder andere überraschende Wendung. Ich bin nun vorsichtig optimistisch, dass es sich irgendwann zu einem Roman mausert.

Es gibt sie also noch, die fiebrigen Schreibmomente, in denen aus einem Gedankensalat brauchbare Sätze werden. Und so schreibe ich – nach alter Manier – hin und wieder der Reihe nach oder (überwiegend) kreuz und quer.

 

 

 

 

 

 

 

 

Fakt ist aber auch, dass die Zeiten, in denen ich stundenlang am Schreibtisch saß und alles um mich herum vergessen habe, wohl passé sind. Sei‘s drum. Das Leben hat noch viele andere Dinge zu bieten.

Dass dieser Flow nicht ganz reibungslos verlief will ich nicht verschweigen:

  • Getriggert los tippen
  • Eine sehr gelungene Szene schreiben
  • Eine verflixt falsche Tastenkombination benutzen
  • Alles futsch, verschwunden, unwiederbringlich

Da konnte auch mein persönlicher IT-Fachmann nichts mehr tun. Nein, ich bin nicht ausgeflippt, sondern habe Contenance bewahrt, mich hingesetzt und versucht, die Szene zu rekonstruieren. Ist mir halbwegs gelungen, aber ich gebe zu, das Original war besser.

Zumindest war mir das Missgeschick (mal wieder) eine heilsame Lehre und hat mir die Erkenntnis gebracht, dass Schreiben weit nach Mitternacht besondere Aufmerksamkeit erfordert.

Christa Lieb ©

22. März 2024
von Christa Lieb
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Verzicht üben …

Fastenzeit. Viele Leute überlegen sich für diese Wochen einen besonderen Verzicht. Sehr beliebt: Keine Süßigkeiten, kein Alkohol, kein Fleisch, kein … Die Listen sind lang.

Auch ich überlege jedes Jahr, welcher Verzicht mir schwerfallen würde. Mir fällt da immer recht wenig ein. Keine Süßigkeiten, kein Alkohol, kein Fleisch – kein wirklicher Verzicht für mich. Schreiben wäre so ein Verzicht, aber kontraproduktiv.

Nun bin ich tatsächlich fündig geworden: Social-Media-Abstinenz. Gesagt, getan. Seit Anfang März kein Blick, keine Aktivität auf Social-Media-Plattformen. Die ersten Tage waren hart. Ständig hatte ich das Gefühl, wichtige Informationen zu verpassen. Nach einer Woche hat sich das aber gelegt. Im Gegenteil: Mir ist bewusst geworden, wie gut mir der Abstand von dem ganzen aufgeregten, toxischen Geplärre tut.

Ich gebe zu, den Austausch mit meinen Schreibkolleginnen und -kollegen vermisse ich, aber alles andere nicht (mehr). Und ich bin überzeugt, dass diese Verzicht-Wochen dauerhafte Auswirkungen auf mein Verhalten haben werden. Ich werde auch danach meine Präsenz massiv reduzieren. Nicht mehr täglich (mehrmals), sondern einmal die Woche soll in Zukunft reichen. Stattdessen werde ich viel mehr Zeit mit sinnvolleren Dingen »verplempern«.

Noch bin ich guter Dinge, dass es mir gelingen wird.

Christa Lieb ©

13. Februar 2024
von Christa Lieb
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Beharrlichkeit

Vor genau 20 Jahren habe ich meinen ersten Schreibkurs absolviert. Seit zwanzig Jahren gehört das (Geschichten)Schreiben zu meinem Alltag. Das hört sich respektabel an – finde ich. Die Suche nach dem richtigen Wort, dem passenden Satz, hat mich mit vielen Gleichgesinnten verbunden. Viele habe ich inzwischen wieder aus den Augen verloren, aber mit einigen verbindet mich noch immer das solide Band der gleichen Interessen.

Diejenigen, die meinen Weg schon längere Zeit verfolgen, wissen, dass ich hin und wieder Durchhänger habe, mit dem Schreiben (und seinen Folgen) hadere, zwischen Aufhören und Weitermachen schwanke. In solchen Momenten wärmt es meine Seele ungemein, wenn eine unerwartete Aufmunterung um die Ecke kommt, verbunden mit dem kleinen Hinweis, dass es den meisten KollegInnen so geht. Danke dafür!

Der Winter neigt sich (hoffentlich) dem Ende zu; die Natur steht in den Startlöchern. Ich gehe wieder öfter durch den Garten und freue mich über jeden kleinen Fingerzeig.

Heute habe ich mir an der Natur ein Beispiel genommen und mir mein aktuelles Manuskript vorgenommen. Es ist schon unverantwortlich lange her, dass ich einen Blick darauf geworfen habe. Was soll ich sagen? An den Problemen, die mich am Weiterschreiben gehindert haben, hat sich nichts geändert. Wie auch! Es gibt viele offene Fragen, Ungereimtheiten, einige Protagonisten und Orte sind mir noch zu fremd etc. … Alles, was zum Schreiben eines Romans eben dazugehört. Dank des kleinen Schubses aus dem Rheinland werde ich versuchen, diese Punkte anzugehen.

Ich halte euch/Sie auf dem Laufenden …

Christa Lieb ©

30. Dezember 2023
von Christa Lieb
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Ende und Anfang

Die letzten Meter, die Luft ist raus, die Schritte werden langsamer. Bald hat das Jahr 2023 seine Schuldigkeit getan.

Es war ein Jahr voller Höhen und Tiefen. Und trotz vieler schöner (privater) Begebenheiten, sorgen die Tiefen dafür, dass es bei mir in keiner guten Erinnerung bleiben wird. Zu viele unbegreifliche Dinge sind passiert und ich weiß gar nicht, wo ich beginnen soll und was mich mehr deprimiert. Ist es der ganze Hass, der durchs Land schwappt, die Dummheit vieler Menschen, den braunen Rattenfängern auf den Leim zu gehen, die Weigerung, auch das Gute zu sehen, das Schlechtreden unseres Landes, die gefährlichen Worthülsen, die durch den Medienwald rauschen und die Stimmung zusätzlich vergiften …? Alles aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen.

Was mich aber am meisten getroffen hat, sind die Vorkommnisse vom 07. Oktober in Israel und der anhaltende Krieg in der Ukraine. Und gerade heute, nach den neuerlichen, massiven Bombenangriffen der letzten Tage, packt mich Wut, weil die Verantwortlichen der freien Welt offenbar noch immer nicht begriffen haben, was dort auf dem Spiel steht. Wie zynisch müssen die hehren Worte und Beteuerungen in den Ohren der gepeinigten Menschen klingen, denen immer weniger Taten folgen. Shame on you!

Und wir? Wir haben gerade Weihnachten, das Fest des Friedens und der Liebe »absolviert«, sitzen satt in der warmen Stube, beklagen unsere »schreckliche« Situation und ballern in wenigen Stunden Millionen in die Luft. Es ist zum Verzweifeln. Und wenn ich ehrlich bin, schwant mir für 2024 nichts Gutes.

Das Schreiben hat 2023 bei mir nur eine geringe Rolle gespielt. Ich weiß nicht, wie es KollegInnen gegangen ist und geht, aber für mich war/ist es selten möglich, mich in heile Welten zu fantasieren, während das ganze Chaos um mich herum meinen Musentempel in dicken Nebel hüllt. Und so bleibt momentan nur die dünne Schnur zu den Kontakten auf Social Media, die mich mit dem Schreiben verbindet. Und auch da ist bei mir eine gewisse Ermüdung eingetreten. X-Twitter ist geflutet von unschönen und ärgerlichen Dingen, bei Mastodon herrscht Langeweile.

Als im Herbst die Befürchtung bestand, dass es Twitter nicht mehr lange geben wird, habe ich mich bei Bluesky registriert und gedacht, mal sehen, wie viele Monate es dauern wird, bis die No-Names einen Zugangscode erhalten werden. War ja ein regelrechter Hype. Doch als in den letzten Wochen diese vor Kurzem noch heiß begehrten Codes unter dem #Ladenhüter angeboten wurden, war ich gespannt, ob und wann etwas passieren wird. Und siehe da, quasi als Weihnachtsgeschenk flatterte ein Zugangscode in mein Postfach. Ich habe ein paar Tage nachgedacht und mich dann registriert — nur registriert — um mich dort mal umzusehen. Tja, viele bekannte Namen, viele Meldungen, die ich zuvor schon bei X oder Mastodon gelesen habe, kurzum, alles wie gehabt. Ob ich dort ein Profil erstelle und Zeit investiere, weiß ich heute noch nicht. Mal sehen …

Trotz all der Widrigkeiten versuche ich meine Gedanken und Wünsche auf das Positive zu lenken und in diesem Sinn wünsche ich allen einen guten Start ins Jahr 2024.

Christa Lieb ©