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Christa Lieb – Autorin

19. Juli 2013
von Christa Lieb
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Einblicke …

Foto chrilie

Foto chrilie

 

 

 

 

 

 

Empfindungen eines Sommertages

Werde ich mir also die Ratschläge all der klugen Leute mal zu Herzen nehmen:

– Sie müssen schreiben, schreiben, schreiben – täglich
– Suchen Sie sich einen ruhigen, schönen „Kraftplatz“
– Schreiben Sie – ohne Korrektur – einfach drauf los
– usw. usw. usw.

Schön. Fang ich also an.

Ich sitze an einem wunderschönen, ruhigen Kraftplatz. Er liegt noch im Schatten. Wasser plätschert, Vögel zwitschern, Ruhe. Nur ab und zu rauscht entfernt ein Auto vorbei. Mein Auge sieht viele schöne Dinge. Üppiges Grün, wundervolle Rosenblüten, filigrane Schmetterlinge und über allem ein wolkenloser, blauer Himmel. All das, was mein Auge sieht, öffnet mir das Herz, belebt meine Sinne. Und trotzdem …

… will es mit dem Schreiben nicht klappen. „Aber du schreibst doch gerade“, sage ich mir. „Ja, schon. Aber nicht das, was ich gerne schreiben würde: Eine neue Geschichte.“

Nun ja. Eigentlich kenne ich diesen Zustand schon zu genüge. Ein Projekt ist abgeschlossen. Der Schlusspunkt gesetzt. Die Energie verbraucht. Schon jedes Mal kam danach diese tiefe, unproduktive Leere, dieses Gefühl, der Kopf ist in Watte gehüllt und der Gedanke “ich werde nie mehr ein Buch schreiben können” macht sich breit. Und stets haben sich diese Nebel gelichtet, habe ich Kraft gesammelt und mich an die Arbeit gemacht. Doch dieses Mal hat die Sache einen Haken. Dieses Mal liegt kein Konzept auf dem Tisch und wartet auf Vollendung. Dieses Mal ist unter all den Überlegungen keine wirklich brauchbare Idee. Und diese Tatsache wirft Fragen auf.

War’s das? Hab ich mein Pulver verschossen? Und wenn es so wäre, wen würde das interessieren? Wenige, muss ich mir eingestehen. Und auch diese Tatsache ist eine Wahrheit, die mich jetzt nicht voller Elan an die Tastatur treibt.

Ja, mein Sohn. Ich weiß. Pro-mo-tion ist das Zauberwort. Nur, ich habe keine Ahnung, wie das geht. Ich tue mir verdammt schwer damit, den Finger zu heben und „Hallo, liebe Leute, seht her, hier sind meine lesenswerten Geschichten“ zu rufen. Ja, es sind schöne Geschichten, die ich da erzähle. Um so trauriger macht es mich, dass sie ein so unbeachtetes Dasein fristen (auch weil ich von Promotion nichts verstehe).

Mein Sohn, du hast mir alle erdenklichen Pfade eröffnet: Website, Blog, Facebook, Twitter, ebooks … Jedes Mal habe ich riesige Erwartungen aufgebaut, bei jedem Projekt auf Reaktionen gelauert, wie die Schlange aufs Kaninchen. Meine Ahas waren nicht Ausdruck von Staunen, sondern von Ernüchterung. Immer wieder. Und immer wieder erklärst du mir dann mit deinen unnachahmlich sachlichen Worten, woran es liegt. Machst mir klar, dass es für die Millionen User, die sich da in der virtuellen Welt tummeln, keinen Anlass gibt, mir ihre Aufmerksamkeit zu schenken, weil sie schlichtweg nicht wissen, dass es mich gibt.

Ich bin ja nicht allein mit diesem Problem mangelnder Sichtbarkeit. Aber eine ehrliche Kosten-Nutzen-Analyse hat mich noch nicht bewogen, am großen (finanziellen) Rad zu drehen und teuere Dienstleistungen zu kaufen. Also muss ich wohl damit leben, dass meine Bücher, auch wenn sie gut sind, in der großen Masse untergehen.

Oder ich muss endlich einige der wirklich guten Ratschläge des gerade gelesenen empfehlenswerten (und noch dazu kostenlosen) Ratgebers von XinXii.de – Download unter http://www.xinxii.de/gd_cms.php?page=buchmarketing umsetzen. Vielleicht kann ich meinen persönlichen Administrator zur Umsetzung von München hierher locken 😉

chrilie

 

15. Juli 2013
von Christa Lieb
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Lesefrüchtchen

Um die Wartezeit auf das Buch zu verkürzen, hier eine erste Leseprobe …

Prolog

Die erste Nacht in Freiheit, doch Thomas konnte sie nicht genießen. Seit ihm sein bisheriges Leben um die Ohren geflogen war, fühlte er sich wie in einer Kugel gefangen, die, ohne dass er Einfluss auf ihren Kurs hätte nehmen können, durch die Zeit raste.

Das Gefängnis hatte er hinter sich; der entsetzliche Vorwurf, für Volkertz′ Tod verantwortlich zu sein, war vom Tisch. Aber als Paul Reimers ihn gestern in Weiterstadt abgeholt und nach Frankfurt zurückgebracht hatte, verspürte er keine Freude. Erleichterung ja, aber Freude? Es gab nichts mehr, auf das er sich hätte freuen können. Sein Traum von einem gemeinsamen Leben mit Nora, vor wenigen Wochen noch wundervolle Realität, war geplatzt. Nora hatte ihn verlassen. Kompromisslos, wie sie schon immer war, hatte sie einen Schlussstrich gezogen. Unter ihn, unter ihre gemeinsame Zukunft. Er hatte sich verzockt. Hatte sich eingeredet, er könne dem Schicksal ein Schnippchen schlagen. Weit gefehlt.

Viele Fragen geisterten durch seine Gedanken. Warum hatte Nora ihm nichts von dem Kind erzählt? Wollte sie ihn schonen, ihn nicht zusätzlich belasten? Hätte dieses Wissen etwas an seinen Entscheidungen geändert? Hätte er Pavlovsky, wie von ihm verlangt, davonkommen lassen, um sich und Nora in Sicherheit zu bringen?

Quälende Fragen und eine sinnlose Suche nach Antworten. Es gab kein Zurück; keine zweite Chance, falsche Entscheidungen zu korrigieren.

Er drehte sich zur Seite und sah auf den leeren Platz neben sich. Nur ein zarter Hauch von Noras Duft war ihm geblieben. Seit er zurück in seiner Wohnung war, hatte er ihn in der Nase. Bald würde auch der sich verflüchtigt haben. Dann würde es nur noch diese dumpfe Sehnsucht in seiner Brust geben. Er blickte auf den Wecker neben seinem Kopf. Beobachtete eine Weile, wie die roten Ziffern des Sekundenzählers abtauchten, um im Meer der Unendlichkeit zu versinken. Klack, klack, kaum hörbar; Wimpernschlag für Wimpernschlag. Unaufhaltsam schritt die Zeit voran, drehte sich die Welt um ihre eigene Achse. Atemlos. Schlaflos.

In drei Stunden musste er seinem Vorgesetzten Rede und Antwort stehen. Kein leichter Weg, der ihm da bevor stand. Von Paul wusste er, wie enttäuscht Doktor Hartwig über die Aktionen seines Mitarbeiters gewesen war.

Was hatte er mit ihm zu besprechen?

 

Cover: Anna Lieb-Dubino

Cover: Anna Lieb-Dubino

Wenn das Leben Schatten wirft – Kriminalroman

Christa Lieb ©

26. Juni 2013
von Christa Lieb
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Zeeland – Impressionen

Zeeland – Impressionen

Was mir als erstes auffällt, ist die Entschleunigung. Das Leben hier kommt mir wie aus der Zeit gefallen vor. Kein Rempeln, kein Hupen … alles nimmt gelassen seinen Lauf.

Nur einer hat es eilig: Der Wind. Stürmisch kommt er daher, zerrt ungeduldig am Geäst, wirbelt welke Blätter durch die Luft, bringt Frisuren durcheinander, lässt am Strand feine Sandkörnchen auf der Haut pieken, wie Nadeln; zaubert eine dünne Sandkruste auf meine Lippen.

Apropos Strand. Zeeland, ein Flecken Erde, dem Wasser abgetrotzt, gönnt sich einen ausufernd großen Sandstrand, gesäumt von einem mal stürmischen, mal gnädig gestimmten Meer.

Ich schaue auf eine nahezu kitschig schöne Idylle: Möwen segeln vor blauem Himmel, grasbewachsene Dünen, Muscheln in allen Formen und Farben, Wellen im Kreislauf der Gezeiten … Das volle Programm.

Während ich in der Sonne sitze, durch schmale Gassen laufe, mit allen Sinnen genieße, merke ich, wie ich ruhig werde. Die Hektik der vergangenen Wochen, vom Winde verweht. Dieses Gefühl der Gelassenheit möchte ich gerne in die kommende Zeit retten. Ob es mir gelingt?

Auf Wiedersehen, Zeeland. Ich komme ganz sicher mal wieder vorbei.

chrilie 06/2013

Foto: chrilie

Foto: chrilie

Foto: chrilie

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