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Christa Lieb – Autorin

Nachtgedanken

| 2 Kommentare

Foto: chrilie

Foto: chrilie

Was einem nicht alles durch den Kopf geht, wenn einem der Mond den Schlaf raubt.

Mich beschäftigt gerade das Wort »Herbstanfang«. Ein widersprüchliches Wort, wie ich finde. »Herbst« birgt Abschied in sich. Abschied von einem wundervollen Sommer, einem aufregenden Jahr, von einem prallen Leben.

»Anfang« dagegen suggeriert Frische, Aufbruch in etwas Neues. Aber was ist frisch an einem Herbst(anfang), außer den Temperaturen? Die Blumen – heute noch prachtvoll und leuchtend bunt – werden verblühen, die Blätter – nach einem kurzen, rauschenden Feuerwerk der Farben – welken, zu Boden fallen und vergehen.

Ich möchte gerne die Zeit anhalten, aus dem Vollen schöpfen, die Sommersonne auf meiner Haut spüren.

Andere wiederum denken vielleicht: Wenn es nur endlich vorbei ist, dieses vermaledeite Jahr.

So einzigartig wie der einzelne Mensch, sind auch dessen Gedanken, Gefühle und Eindrücke.

Die Gewissheit, dass am Ende des Vergehens, wieder Schönes entsteht, tröstet mich – auch in dieser schlaflosen Nacht.
chrilie

 

 

Autor: Christa Lieb

 

2 Kommentare

  1. Hallo Christa!
    Ich habe-zufällig-deine Nachtgedanken über “Herbstanfang” gelesen und darüber nach gedacht.
    Unser Leben ist wie das ganze Jahr. Zurzeit befinde ich mich dort,im Herbst und bereite mich,ganz bewusst,auf den Winter vor.Ich bin sehr dankbar,dass ich meinen prallen Sommer leben durfte.Die dritte Jahreszeit in mir sehe ich absolut nicht als “Vergehen” an. Gut, der Körper wird schwächer,doch geistig und spirituell folgt “Geburt auf Geburt”. Völlig neue Aussichten und Möglichkeiten öffnen sich. Jetzt. Im Herbst. Erkenntnisse, die im Sommer gar nicht möglich waren…
    Jedes vermaledeites Jahr war, rückwärts blickend, ein besseres Jahr als die heiteren.Krankheit,Krisen und Probleme haben mich weiter gebracht als die “Fun-Jahre”. Die waren “nur” schön. Lebendigkeit ist überall und immer.
    Dich tröstet, dass wieder Schönes entsteht.
    Mich tröstet, dass am Ende des Winters etwas unbekanntes Schönes entsteht…
    Sei nicht traurig.

    Ernest-Rainer

    • Lieber Ernest-Rainer, vielen Dank für deine offenen und auch berührenden Worte. Ich stimme dir zu: Jede Jahreszeit und auch Lebensphase bringt Schönes und Wertvolles. Auch ich genieße meinen Lebens-Herbst-Anfang und weiß die Erkenntnisse, die sich durch die vergangenen Jahre und Lebenszeiten angesammelt haben, sehr zu schätzen. Trotzdem will ich nicht verschweigen, dass mich die am Ganzen gemessene »Restzeit« manchmal auch traurig macht. Ich wünsche dir eine gute Zeit …

      Christa

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