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Christa Lieb – Autorin

24. August 2015
von Christa Lieb
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Appetithäppchen …

Cover… Der seit Tagen wehende Westwind schob riesige, watteweiche Wolkengebilde vom Festland her über die Bay. Viele Boote, die prallen Segel steil aufgerichtet, durchschnitten mit spitzem Bug geräuschlos seichte Wellen. Beide, Wolken und Boote, schienen sich ein Wettrennen zu liefern. Aus dem nahen Schilfgürtel erhob sich majestätisch ein Fischreiher, stieg mit wenigen kraftvollen Flügelschlägen empor und schwebte lautlos über sein Revier. Ein erhabener Anblick. Genau wie der des jungen Seeadlers, der sich auf dem graubraunen Geäst eines abgestorbenen Baumes niedergelassen hatte, um nach lohnender Beute Ausschau zu halten. Die endlos erscheinende Wasserfläche schimmerte in der gleißenden Sonne wie prächtiges Perlmutt. Der Betrachter konnte den Eindruck gewinnen, die Bay habe sich für das kommende Ereignis ein Festtagsgewand angelegt.

Noch lag angespannte Ruhe über Heather’s Point. Nichts störte den Frieden des Augenblicks. (…)

***

… Olivia Brahms’ Leben nahm eine ungeahnte Wendung, als Cornelius Fichte sie ausdrücklich bat, sich um Mister Franklin zu kümmern (…)

***

… Alte Hexe, dachte Olivia verärgert und schüttelte den Kopf. Eine lange Dunkelheit hatteCover sie ihr prophezeit. Alles Hokuspokus, dummes Geschwätz. Sie betrachtete die Linien ihrer Hand. Niemand wartete auf sie. Im Gegenteil. Und sie lief nicht hin, sondern weg. Immer noch (…)

                            ***

… Die Gegend, die sie durchfuhren, erschien ihr so farblos und trist wie ihre Gedanken. Himmel und Wasser waren sich wohl heute Morgen bei der Farbauswahl einig gewesen: Sie trugen Grau (…)

Christa Lieb ©
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15. August 2015
von Christa Lieb
Keine Kommentare

Lesefrüchtchen

Leseprobe aus Wolken über Heather’s Point Cover

 

Prolog

Dublin 1963

Carl Hackett rannte die St. John’s Road entlang, als sei der Leibhaftige hinter ihm her. Sein Trenchcoat blähte sich an seinem Rücken auf und die Enden des Schals flatterten um seinen Hals, wie die Wimpel eines der Boote auf dem River Liffey. Die Abgase der Busse und Autos, die an ihm vorbeirumpelten, vermengten sich mit dem Gestank unzähliger Kohleöfen zu einem beißenden Gemisch, das ihm und seinen Mitmenschen zunehmend das Atmen schwer machte. Seit Tagen hofften sie darauf, eine kräftige Brise würde den ganzen Dreck endlich wegpusten, doch vom nahen Meer kam kein Windhauch herüber. Nur der brackige Geruch und das Kreischen der Möwen ließ es erahnen.

Sein Herz pochte, er schwitzte vor Anstrengung; in der knochigen Kuhle an seinem Hals sammelte sich der Schweiß. Fluchend wich er der Hinterlassenschaft eines der zahlreichen Straßenköter aus und kollidierte dabei um ein Haar mit dem Karren eines Kohlehändlers. Dann sah er endlich sein Ziel vor sich. Als er um die Ecke des Bahnhofs bog, zeigte die Turmuhr über dem Portal 18:57 Uhr. Seine Hand schnellte vor und stieß die schwere Eingangstür auf. Wie immer um diese Uhrzeit war die Halle voller Menschen. Rücksichtslos rempelte er sich den Weg frei. Jetzt noch die Treppe hinunter zum Bahnsteig, dann hätte er es wieder einmal geschafft. Nach leidvollen Erfahrungen wusste er, der Neunzehn-Uhr-Zug würde keine Sekunde auf ihn warten. Um dem Güterzug nahe Luncan nicht in die Quere zu kommen, musste er pünktlich auf die Minute den Bahnhof verlassen. Just in dem Moment, als der Schaffner den Arm mit der Kelle hob und die Trillerpfeife an die Lippen setzte, sprang Carl Hackett mit letzter Kraft in den nächstbesten Waggon. Die Tür fiel krachend hinter ihm ins Schloss, ein schriller Pfiff ertönte und mit einem Ruck, der ihn fast von den Beinen riss, setzte sich der Zug in Bewegung.

Dichter Nebel hing an diesem ungemütlichen Freitagabend im November über dem Land, als der überfüllte Pendlerzug den Bahnhof Heuston verließ. Selbst die Lichter Dublins konnten die grauen Schwaden kaum durchdringen. Die gesamte Gegend erschien seit Tagen wie in Watte gepackt.

Völlig außer Atem drückte er sich in die Ecke des mühsam ergatterten Sitzplatzes und schloss erschöpft die Augen. Doch die erhoffte Entspannung wollte sich nicht einstellen. Wie eine bedrohliche Gewitterfront drückten die Ereignisse des Tages auf seine Stimmung. Die letzten Stunden gingen ihm durch den Kopf und holten die Angst zurück, die er empfand, als sein Vorgesetzter ihnen den Revisor für die kommende Woche angekündigt hatte. Warum hatte er sich auf das schmutzige Spiel dieses kleinen Scheißers Brian eingelassen? Seit dieser Schnüffler von der Irish Times seine Nase in ihre Geschäfte gesteckt und sie mit unangenehmen Fragen bombardiert hatte, suchte er nach einem Ausweg aus dem Schlamassel. Nun stand eine Kontrolle ins Haus. Er war geliefert. Die Summen, mit denen sie über Monate gezockt hatten, konnten auf Dauer nicht unentdeckt bleiben.

Was für ein Tag! In Texas hatte ein Verrückter John F. Kennedy erschossen und am Montag würden sie ihm das Fell über die Ohren ziehen und er konnte nichts dagegen tun. Aus der Traum von einem besseren Leben, einem kleinen Stück Glück für seine Frau und ihn. (…)

 

Christa Lieb ©

 

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10. August 2015
von Christa Lieb
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Alltag

Alltag

Foto: chrilie

Foto: chrilie

Montag, 07:00 Uhr. Eine kühle Brise kommt durch die offene Terrassentür herein, umspielt meine nackten Füße. Weite Teile des Gartens liegen noch im Schatten. Doch am Horizont klettert die Sonne unaufhaltsam empor. Auch an diesem Tag ist Natur und Menschen nur eine kurze Verschnaufpause vergönnt. Es ist Sommer … Seit Wochen. Manchmal sehne ich mich nach einem seichten, lang anhaltenden Regen oder an das Ufer eines schönen Gewässers …

Foto: chrilie ©

Foto: chrilie ©

Es fällt mir in diesen Tagen schwer, meine Gedanken auf das Schreiben zu konzentrieren. Ich sitze da, lese das Geschriebene vom Vortag und ringe nach Worten und Ideen. Ich bemühe mich redlich; wirklich. Aber leider führt diese Mühe allzu oft zu keinem brauchbaren Ergebnis.

Meine Gedanken befassen sich mit anderen Dingen. Mails beantworten. Blumen düngen. Endlich ein Glas Wasser trinken. Telefonate führen. Einkaufsliste erstellen. Einen Blick auf das Bankkonto werfen. Erste Pläne für den anstehenden Urlaub schmieden. Fußnägel neu lackieren. Wie hieß noch mal das schöne Lied, das sie gestern im Radio gespielt haben? Zwei, drei Kilo weniger, wäre auch ganz schön. Die Kinder haben Glück mit dem Urlaubswetter. Warum mäht der Nachbar ausgerechnet jetzt seinen mickrigen Rasen? Die Tante wartet auf neue Kreuzworträtsel. Wie kommt diese lästige Fliege hier herein …?

Halt. Stopp. Schluss damit. Du sollst endlich die Szene zu einem guten Ende bringen … Gut, dass es diesen stillen Mahner gibt … Dann mal los …

Christa Lieb ©

1. August 2015
von Christa Lieb
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Bewegung …

Foto: chrilie

Foto: chrilie

Mir ist ein bisschen schwindelig. So viel ist in den letzten Tagen passiert: Neues Buch, neue Website, Blog in neuem Outfit, Anfrage für einen kleinen Beitrag vom örtlichen Radio Weinwelle und – was mich besonders freut – erste Sätze für einen neuen Roman. Noch ist die Idee klein wie ein winziges Staubkorn, aber es fühlt sich gut an. Zeigt es mir doch, dass ich noch etwas zu erzählen habe.

Meist tut sich nach Abschluss eines Projektes ein tiefes Loch auf; die Luft ist raus, der Kopf leer. Vielleicht gelingt es mir diesmal, das momentane Hochgefühl noch eine Weile zu erhalten. Es könnte ein spannender Sommer werden … Und sollte der obligatorische Durchhänger kommen, werde ich ihm mit Gelassenheit begegnen. So ist jedenfalls der Plan …

Allen, die auf dem Sprung in die Ferien sind (vielleicht mit meinem neuen Buch im Gepäck), wünsche ich eine gute Zeit …

 

Christa Lieb

20. Juli 2015
von Christa Lieb
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Zitat der Woche

Zitate_2Es gibt kein schöneres Vergnügen
als einen Menschen dadurch
zu überraschen, dass man ihm
mehr gibt, als er erwartet hat

Charles Boudelaire