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Christa Lieb – Autorin

1. März 2013
von Christa Lieb
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Einblicke

Foto: chrilie

Fortsetzung. Seit Anfang Februar hat sich nichts geändert …

Juchu. Freitag. Freier Tag. Viel Zeit zum … Ja, was nur? Stattdessen sitze ich (wieder) an meinem Schreibtisch und schaue gedankenverloren aus dem Fenster. Meine Kreativität macht Pause. Noch bin ich ruhig. Die Erfahrung des letzten Herbstes, als ich schier verzweifeln wollte, weil mir nichts gelang, und ich dann, nach einem wohltuenden Ortswechsel, meinen Roman in Windeseile, wie mir schien, fertig schrieb, hat mich gelehrt, geduldig zu sein.

Fertig. Das sollte Stolz, Zufriedenheit, Euphorie auslösen. Weit gefehlt. Mich hemmt es, so scheint mir. Immer und immer wieder lese ich die gesamten dreihundert Seiten. Manchmal bin ich ganz atemlos und dann wieder plagen mich große Zweifel. Dauert es nicht zu lange, bis die Dinge ins Rollen kommen? Ist die ganze Vorgeschichte relevant und wichtig für den Leser? Sind die Übergänge nicht zu abrupt? Sollte ich noch fiesere Dinge geschehen lassen? Dann rufe ich mir ins Bewusstsein, dass ich keinen Thriller sondern einen Kriminalroman geschrieben habe. Da muss das Blut nicht von jeder Seite triefen. Da darf es auch menscheln. Aber, höre ich da meinen Kritiker sagen, spannend muss es trotzdem sein, sonst laufen dir die Leser schon nach dem zweiten Kapitel davon; kriegen gar nicht mehr mit, wie die Geschichte Fahrt auf nimmt.

Ich renne zum Bücherregal, ziehe einen Kriminalroman nach dem anderen heraus und beginne zu lesen. Rufe mir den einen oder anderen Krimi aus dem Fernsehen ins Gedächtnis. Und stelle fest, alle habe eine gewisse Vorlaufzeit, bis es ordentlich zur Sache geht. Na ja, nicht ganz. Wenn ich an die Skandinavien-Krimis denke … da ist es nicht so. Aber die mag ich auch nicht besonders. Zu böse, zu blutrünstig, zu viele Kommissare mit Depression. Das ist nicht mein Ding. Weder beim Sehen, Lesen noch beim Schreiben. Und ich habe manchmal den Eindruck, dass sich diese Autoren auf Teufel komm raus mit schrecklichen Geschehnissen übertrumpfen wollen.

Was mich noch bekümmert? Ich habe noch keine wirklich zündende Idee für einen neuen Roman. Gut, denke ich, fünf Romane in acht Jahren ist nicht sooo schlecht. Aber wirklich trösten tut mich das nicht. Die Idee, meine vielen Kurzgeschichten in Buchform zu bringen, befriedigt mich nicht wirklich. Das hatte ich mir für den Moment vorgenommen, wenn mir für einen Roman die Ideen ausgehen. Ist es schon so weit? Das will ich nicht akzeptieren. Noch nicht. Ich habe noch Pläne … Also los, komm in die Puschen. Streng deinen Grips an und beginne … mit einem neuen Roman. Ja. Das sollte ich wirklich tun …

Wieder schaue ich aus dem Fenster. Es hat sich nicht wirklich etwas geändert.  Tristesse, kein Sonnenstrahl bahnt sich den Weg durch die graue Wolkendecke. Gegenüber steht ein kleines Mädchen am Fenster, streichelt eine Katze, beobachtet die Kinder, die vor dem Haus einem Ball nachjagen. Warum rennt sie nicht mit ihnen los? Ein Mann geht auf und ab, schaut in jeden Garten. Was sucht er dort …

Ich sehe schon, man muss nur mit offenen Augen durch die Welt gehen. Dann klappt es auch mit einem neuen Roman … Hoffentlich …

chrilie

 

15. Februar 2013
von Christa Lieb
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Lesefrüchtchen

Foto chrilie

Momentaufnahme

Draußen verabschiedet sich die Nacht und macht dem neuen Tag Platz. Graue Wolken hängen über dem Land. Ein Einheitsbrei, der keinen Blick auf das strahlende Blau dahinter zulässt. Noch herrscht Ruhe. Mensch und Tier reiben sich gerade erst die Träume aus den Augen.

Über Nacht bekam die Landschaft, vielleicht zum letzten Mal, ein flauschig weißes Gewand verpasst. Noch verharrt die Natur im Winterschlaf. Die Eberesche hat ihre letzten roten Beeren den Vögeln überlassen und reckt schmucklose Äste in den trüben Himmel.

Dessen ungeachtet, gibt es an vielen Stellen Zeichen des Aufbruchs. Unter dem Flieder zeigen sich vorwitzige grüne Spitzen. Schneeglöckchen machen sich auf den Weg. Zuverlässiger Anfang und Startzeichen für all die anderen Frühlingsboten, die bald folgen werden.

Doch halt. Nicht zu eilig mit den Gedanken. Noch herrscht laut Kalender tiefster Winter. Aber träumen darf man schon mal … vom Frühling.

chrilie

 

11. Februar 2013
von Christa Lieb
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Zitat der Woche

Foto chrilie

Gern lesen heißt,
die im Leben
zugeteilten Stunden
der Langeweile gegen
solche des Entzückens
einzutauschen

                                    Baron de la Bréde et de Montesquieu

8. Februar 2013
von Christa Lieb
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Einblicke

Foto chrilie

Ich sitze an meinem Schreibtisch und meine Finger bewegen sich auf und ab … nein, nicht auf die Tastatur. Leider. Sie klappern ungeduldig auf die Tischplatte. Soll ich, soll ich nicht, lautet die Melodie. Sie spricht in Rätseln, denken jetzt wahrscheinlich einige.

Die Erklärung ist simpel. Es geht um die für mich elementare Frage, ob ich mein Romanmanuskript »entlassen« soll oder ob ihm nicht doch noch die eine oder andere Änderung, Ergänzung, Kürzung gut tun würde. Wann ist eine Geschichte erzählt? Auf diese schlichte Frage lassen sich meine Überlegungen reduzieren. Denke ich zu viel nach beziehungsweise kann man jemals aufhören, darüber nachzudenken? Bisher war es immer so, dass ich, sobald ich das fertige Buch in den Händen hielt, schon nach wenigen Seiten überlegte: Hättest du hier nicht besser dies und das … Warum sollte das neue Buch eine Ausnahme machen. Ja, es ist ein Kreuz mit den Entscheidungen.

Nachdem ich den Schlusspunkt gesetzt hatte, fühlte sich alles stimmig und gut an. Dann habe ich das Manuskript, wie ich es immer tue, beiseite gelegt. Ignoriert, so gut es ging, um Abstand zu gewinnen. Und nun, nach gut drei Wochen, lese ich es und prompt, wie auf Knopfdruck, sind die Zweifel und Fragen da: Ist die Geschichte stimmig? Passt der Spannungsbogen? Sind die Figuren und ihr Handeln authentisch? Gibt es Cliffhanger und Pageturner (ich liebe diese Ausdrücke)?

Einerseits ist das echt nervig, andererseits bin ich immer gut damit gefahren, die Stellen, bei denen ich ins Stocken gerate, mich Zweifel befallen, noch einmal genau unter die Lupe zu nehmen. Ich kann also gar nicht anders, als mir den Text noch einmal vorzunehmen. Zum Glück plagt mich kein Termindruck.

Okay. Kaffee und ein Stückchen Schokolade fürs Wohlbefinden, dann den Stift spitzen, die Sätze kritisch beäugen und los geht’s …

chrilie