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Christa Lieb – Autorin

15. Oktober 2013
von Christa Lieb
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Lesefrüchtchen

Foto chrilie

Foto chrilie

Träumerei

Das monotone Rattern des Zuges und die eintönige Landschaft, die am Fenster vorbei flog, machten sie schläfrig. Bis spät in die Nacht hatte sie ihre Unterlagen für den Workshop überarbeitet. Noch eine Stunde bis zum Ziel.

Erinnerungen führten sie Jahre zurück. Sie war bei ihrer Band. Buffy am Schlagzeug, Carl zupfte selbstverliebt am Bass, Charly und Tim stimmten ihre Gitarren. Simon gab ihnen am Keyboard den Ton vor. Sie probten hart, jeder Ton musste sitzen. Ihre Stimmbänder glühten. Doch das Ziel rechtfertigte jede Anstrengung. Heute war der Tag, auf den sie lange gewartet hatten. Endlich konnten sie zeigen, was in ihnen steckt. Heute sollte der Durchbruch gelingen. Aufmunternde Worte, gegenseitiges Mut machen, Schulter klopfen.

Als sie abends im Odeon ankamen, wurden sie vor Ehrfurcht ganz still. Nie zuvor hatten sie auf einer derart großen Bühne gestanden. Die Schmetterlinge im Bauch flogen Amok. Ihr war übel. Auf keinen Fall würde sie da hinaus gehen. Sie musste.

Ein letzter Soundcheck, ein kontrollierender Blick in den Spiegel, tief durchatmen und los. Die riesige Halle war voller Menschen, die erwartungsvoll dem großen Star des Abends entgegen fieberten. Die unbekannte Vorband wurde nur am Rande registriert, bekam freundlichen Applaus. Doch für sie war es das Ereignis ihres Lebens.

Ein letzter aufmunternder Blick in die Runde. Sie ging in die Pole Position, war die Frontfrau. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, die feuchten Hände konnten kaum das Mikrofon halten. Scheinwerferlicht hüllte sie in gleißendes Licht; vor ihr tat sich ein schwarzes Loch auf. Buffy gab mit den Stöcken den Takt vor: tack, tack, tack. Die Gitarren folgten ihm, sie fanden sich, es klang perfekt. Achtung! Gleich kam ihr Einsatz. Volle Konzentration, den Takt einfangen, die Stimmung. Jetzt!  Es war soweit. Sie holte tief Luft, öffnete den Mund … und bekam keinen Ton heraus. Sie war einer Ohnmacht nah.

Mit kreischenden Bremsen hielt der Zug. Sie schreckte zusammen, wagte kaum die Augen zu öffnen. Erleichtert stellte sie fest, dass sie nur geträumt hatte. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Sie musste unbedingt mal wieder die Jungs anrufen.

In Memoriam „Langer“

Christa Lieb ©

 

 

27. September 2013
von Christa Lieb
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Verpasste Gelegenheit …

 

Foto: chrilie

Foto: chrilie

 

 

 

 

 

 

Fliege an der Wand
sitzt da ganz entspannt
fragt ob es sich lohne
die Flügel zu spreizen
und nicht zu geizen
mit lautem Gesumme

Hat zu lange überlegt
Mensch hat schnell
den Arm bewegt
ein lauter Klatsch
ein dunkler Fleck:
Fliege weg

Sitz nicht auf hohem Throne
und frag ob es sich lohne
abzuheben und zu schweben
Eh du dich besonnen
ist die Möglichkeit
zerronnen

chrilie ©

 

 

25. September 2013
von Christa Lieb
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eBooks

Meine beiden Romane “Wohin dein Weg auch führt” und “Wenn das Leben Schatten wirft” gibt es jetzt nicht nur im iTunes-Store und bei XinXii.com. sondern in allen einschlägigen Shops wie amazon.de, buecher.de, Thalia.de, Weltbild.de usw.

 

 

 

 

 

Christa-Lieb-Wenn-das-Leben-Schatten-wirft_IIVerl

 

 

 

 

 

21. September 2013
von Christa Lieb
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Nachtgedanken

Foto: chrilie

Foto: chrilie

Was einem nicht alles durch den Kopf geht, wenn einem der Mond den Schlaf raubt.

Mich beschäftigt gerade das Wort »Herbstanfang«. Ein widersprüchliches Wort, wie ich finde. »Herbst« birgt Abschied in sich. Abschied von einem wundervollen Sommer, einem aufregenden Jahr, von einem prallen Leben.

»Anfang« dagegen suggeriert Frische, Aufbruch in etwas Neues. Aber was ist frisch an einem Herbst(anfang), außer den Temperaturen? Die Blumen – heute noch prachtvoll und leuchtend bunt – werden verblühen, die Blätter – nach einem kurzen, rauschenden Feuerwerk der Farben – welken, zu Boden fallen und vergehen.

Ich möchte gerne die Zeit anhalten, aus dem Vollen schöpfen, die Sommersonne auf meiner Haut spüren.

Andere wiederum denken vielleicht: Wenn es nur endlich vorbei ist, dieses vermaledeite Jahr.

So einzigartig wie der einzelne Mensch, sind auch dessen Gedanken, Gefühle und Eindrücke.

Die Gewissheit, dass am Ende des Vergehens, wieder Schönes entsteht, tröstet mich – auch in dieser schlaflosen Nacht.
chrilie

 

 

10. September 2013
von Christa Lieb
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Lesenswert

Nachdem ich vor etwa einem Jahr per Zufall auf das wunderbare Erstlingswerk von Maryann McFadden “Der Sommer meines Lebens” stieß, habe ich vor wenigen Tagen ihren zweiten Roman

“Wiedersehen am Cap Cod”

im iTunes Store entdeckt und kann es wärmstens empfehlen.

Maryann McFadden schildert in angenehm unaufgeregten Sätzen das Zusammenleben von drei Generationen; ihre großen und kleinen Geheimnisse, ihre Befindlichkeiten, Wünsche und Sehnsüchte, ihre Versuche, das Band, das alle aneinander bindet, zu lockern. Und als alles ins Wanken gerät, kommt Baby Rose ins Spiel …

chrilie